In einigen Science-Fiction Romanen wurde die Frage bereits gestellt: Wenn Unternehmen juristische Personen mit Rechtsansprüchen gegenüber ihren Besitzern, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit werden konnten, warum sollten nicht auch Bots, also Software-Agenten in den Rang einer Person erhoben werden?
Unternehmen als Bots
Lässt man dieses Gedanken-Experiment zu, so stellt sich die Frage, wie diese “Person” zu klassifizieren wäre. Menschen gelten als “natürliche”, Unternehmen als “juristische” Person. In seinem Roman “Accelerando” schlägt Charles Stross vor, dass Unternehmen zu Bots werden, sie also selbst ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen können: Ein Unternehmen manifestiert sich selbst in Algorithmen.
Betrachtet man die Bedeutung von Software-Agenten in der Gegenwart, so ist diese Vorstellung weniger Abwegig als vielleicht zunächst angenommen wird: Software-Agenten handeln an der Börse, berechnen die Wahrscheinlichkeit von Unwettern, werten unsere fMRT-Bilder aus, analysieren Video-Überwachungsdaten und entscheiden, was wir bei Google finden und was nicht.
Geht man davon aus, dass diese Bots teilweise schon längst angefangen haben, sich selbst zu verbessern, Kopien von sich herzustellen, diese zu variieren und in einen Wettbewerb treten zu lassen… Dann liegt die Frage, wie man die Bots selbst haftbar machen kann, auf der Hand.
Ästhetische Personen
Möglicherweise brauchen wir für Bots jedoch eine neue Klasse der Person. Würden wir Bots als juristische Personen anerkennen, müssten wir den Begriff der juristischen Person weitreichend verändern: Ein Bot hat weder eine Adresse in der Offline-Welt, noch einen geschäftsführenden Gesellschafter. Und schon gar nicht ist ein Bot an Raum und nur bedingt an Zeit gebunden.
Die Notwendigkeit Bots als Person definieren zu müssen hypothetisch annehmend, schlage ich zunächst den Begriff der “Ästhetischen Person” vor. Dies kann nur ein philosophischer Übergangsbegriff sein, der aber der Reflexion dieses Themas möglichst wenig Einschränkungen zu machen scheint.
Bedeutung für die Gesellschaft
Auch wenn vor wenigen Jahren dieses Szenario noch als pure Science-Fiction eingestuft wurde, sind wir heute bereits Millionenfach von Bots umgeben, die im Hintergrund Entscheidungen für uns treffen, Prozesse optimieren und lautlos ihren Dienst verrichten. Das Gedankenspiel, Bots Personenstatus anzuerkennen soll vor Allem dabei helfen, mögliche beschleunigte Weiterentwicklungen des Ist-Zustandes entwerfen und einordnen zu können. Es ist eine radikale Utopie (oder Dystopie?), an der sich die Gestaltung von Szenarien reiben kann.
Fragen nach Software-Patenten erscheinen in einem völlig anderen Licht, wenn diese einen Rechtsanspruch gegenüber ihrem Anmelder entwickeln… Aber auch die Wertung von scheinbar unverrückbaren Begriffen wie Arbeit, Beruf, Profession und Lernen muss angesichts weit schwächerer Szenarien als dem hier skizzierten überdacht werden.
Bedeutung für Unternehmen
Für Unternehmen gilt es, richtige Investitionsentscheidungen zu treffen:
- In welche Software soll mit welchen Lizenzlaufzeiten investiert werden?
- Welche Rolle kann Software künftig im Unternehmen spielen?
- Welche Auswirkungen hat der künftige Einsatz von Software auf die Struktur und Kultur von Unternehmen?
- Welche Wettbewerbsveränderungen entstehen, wenn künftige Software-Versionen asynchron in den Markt eintreten?
- …
Dieses durchaus als radikal einzustufende Szenario hilft, diese Fragen zu beantworten und das Szenarien-Set des Unternehmens zu festigen.
siehe auch:
– Szenario: Computing
– Szenario: Künstliche Intelligenz