Wenn man nicht nur über die nächsten Konsole oder die Version 7 eines wohlgekannten Spielprinzips nachdenkt, sondern etwas weiter in die Zukunft des Gamesmarktes guckt, landet man zwangsläufig bei atemberaubenden Technologien…
Bei meinem Vortrag auf der Gamescom 2014, den ich am 16.08. gehalten habe und zu dessen zweiter Auflage am 17.08. ich meinen Freund und Kollegen Prof. Dr. J. Martin mit auf die Bühne einladen konnte, habe ich genau darüber gesprochen: Das nicht so offensichtliche – große – zugegebener Weise etwas abstrakte Bild.
Die Folien zeigen einen kleinen Ausschnitt meiner Szenarien; als Appetitanreger.
Ein Fazit ist:
- Die Gamesbranche wird in Zukunft stärker benötigt, technologische Innovationen vorzustellen, gesellschaftskompatibel zu machen und ihre Gebrauchsgewohnheit im Massenmarkt zu etablieren
- Damit wird sie zwischen Innovation & Alltag, zwischen Mensch & Maschine, zwischen Markt & Gesellschaft eine Schlüsselrolle einnehmen können…
- … wenn Sie sich auf ihre durchaus komplexe und anspruchsvolle Aufgabe einlässt, ihr Know How über Motivation, Flow, Spielerführung, interaktives Storytelling (…) weiterzuentwickeln und auf andere gesellschaftliche Bereiche überträgt
5 Stationen dieser Weiterentwicklung
- Mehr Wissenschaft
Gametheory, interkulturelle Studien, Entwicklungs- und Motivationspsychologie, Soziologie und weitere Disziplinen gilt es “state-of-the-Art” in die Gamesbranche zu integrieren. - Mehr Praxis
In Games-Schmieden geschieht viel “aus dem Bauch heraus” – die oft unbequeme Realität harter Playtests, das Feedback von Fokusgruppen und die sehr frühe Einbeziehung verschiedener Experten (Usability, Dramaturgie, Narration, Balancing…) gilt es unmittelbar in die Entwicklungen von Games zu integrieren.
In Kombination können 1. und 2. viele Abbrüche von Spielentwicklungen, Fehler und unternehmerische Schwierigkeiten vermeiden helfen. - Mehr Mut
Etablierte Mechaniken müssen hinterfragt werden: Neue Devices und die dramatisch fortgeschrittene Digitalisierung der Gesellschaft müssen zwangsläufig zu neuen Spielarten führen. Große unbewegliche Schlachtschiffe der Branche werden – wie in anderen Branchen auch – sonst sehr leicht von kleinen wenigen Independent-Seglern ausmanövriert. - Mehr Gelassenheit
Es wird oft viel Wind um Games gemacht. Die Gamesbranche darf sich hier viel Gelassenheit erlauben: Sie ist eine etablierte Unterhaltungsindustrie. Ja, sie ist eine der zukunftsweisendsten Industrien überhaupt. Sie hat (stellenweise) eigene Standards und eigenes KnowHow etabliert und kann dies selbstbewusst vorzeigen. - Mehr ScienceFiction
Träumt! Und baut die Welt von Morgen! Computergames können wie kein anderes Medium mit Möglichkeitsräumen spielen. Können uns die Zukunft testen lassen. Können gesellschaftliche Debatten vom theoretischen Stammtischgeplänkel in erfahrbare Welten gießen. Können Kompetenzen aller Art steigern (Konzentration, Kooperation, Strategie, Sprache, Umgang mit Gewalt, interkultureller Dialog, …). Dieser Wert von Games ist im Besonderen das, was fördernswert ist. Was den vielerorts erklingenden Ruf nach Kulturförderung zu einem berechtigten Begehren macht.
Vielerorts sind die obigen Gedanken (und weitere) in unterschiedlicher Ausprägung durchaus zu finden; im hierzulande oft etwas raueren Fahrwasser schwankt so mancher Gamesdampfer oder -Yacht aber noch und kämpft um die Perfektion im Detail, die Akzeptanz in der Gesellschaft, die faire Bezahlung von Mitarbeitern und Praktikanten oder die Definition von Standards.
Viel Licht. Viel Schatten.
Viele Chancen.