Dieser Artikel ist Teil 1 der gestern angekündigten kleinen Serie, die das Thema “Einfluss in einer vernetzten Gesellschaft” durchleuchtet.
Erstens – Wirksamkeit
In weiten Teilen unserer Gesellschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, Produzent von öffentlichen Informationen zu sein. So selbstverständlich, dass es viele Menschen schon gar nicht mehr als etwas besonderes wahrnehmen. Eine pragmatische Metapher zu Grunde legend, kann folgende grobe Einordnung zum Zwecke der Vereinfachung vorgenommen werden:
- Zuschauer
Zuschauer beobachten das Treiben aus der Ferne. Ihre Rüstkosten können dann zu einem erheblichen Risiko werden, wenn diese so spät investiert werden, dass die Beschleunigung der Teilnehmer (s.u.) bereits zu groß geworden ist. - Seepferdchen
Hier ordnen wir Menschen ein, die sich das Netz gerade erarbeiten. Sie nehmen seine Eigenarten und ihre eigenen Möglichkeiten und Beschränkungen sehr bewusst war. Die Rüstkosten für “Seepferdchen”, zu bloggen, twittern, zu facebooken, einen Artikel auf Wikipedia zu ändern oder auch mobil die “Mails zu checken” sind noch sehr hoch. Oft überwiegt daher die Wahrnehmung der aktuellen Beschränkungen und wird nicht in die eigene Lernkurve eingeordnet. - Freischwimmer
Freischwimmer sind Menschen, die sich selbstbewusst und ohne Nachzudenken im Netz bewegen. Sie können gar nicht mehr jede einzelne Bewegung im Detail erklären, sie machen diese einfach: Freischwimmer kommen schnell in den Flow, vergessen Raum und Zeit und erleben das Web als eigene konsistente Welt. Die Rüstkosten am Web teilzunehmen sind extrem gering. - Olympioniken
Nach den Freischwimmern, kommen die Profis. Sie agieren auf der Meta-Ebene, haben ein tieferes Verständnis für das Medium an sich, kennen seine und ihre eigenen Grenzen. Profis haben eine Strategie, machen sich Einzelheiten wieder bewusst, versuchen Details zu optimieren. Monitoring, professionelle Analysen und Profi-Equipment lassen die Rüstkosten wieder steigen. Mit Fleiß, Verstand und ein wenig Glück sind die Rüstkosten dann aber wesentlich kleiner als der Gewinn. - Bademeister
Die Techniker in dieser Metapher sind die Bademeister. Sie sorgen für die Sicherheit, stellen das Werkzeug zur Verfügung. Ihre Aufgabe ist Teil der Rüstkosten der Profis. - Schwimmbadbesitzer
Erfolgreiche Schwimmbäder sind jene, die die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe antizipieren. Facebook (oder ein Unternehmens-Intranet) als Social Media Schwimmbad hat diese zur Zeit offensichtlich gut verstanden. Es gibt viele Parameter, die die Größe der Rüstkosten bestimmen. Die technische Infrastruktur ist sicher ein bedeutender Teil. Die kritischen Erfolgsfaktoren sind jedoch andere. Vielmehr ist es die Kunst, einen Nährboden für soziale Netzwerke zu bereiten, diese zu pflegen und zu steuern. Die Rüstkosten sind deswegen zunächst intellektueller Natur.
Diese Einstufung möchte ich als den Grad bezeichnen, mit der sich einer Person den Funktionsmechanismen von Netzwerken bewusst ist und Kontrolle über diese erlangt hat.
Als Begriff möchte ich dafür die “Wirksamkeit” verwenden.
Einfluss im Kontext seiner Rüstkosten
Will man den Einfluss einer Position in den Netzwerken verstehen deren Teil sie ist, sollte man ihre Rüstkosten berücksichtigen. Diese Rüstkosten sind je nach Netzwerktyp durch unterschiedliche Währungen repräsentiert. Eine der Währungen ist Qualität und Quantität der Digitalisierung eines Netzwerks. Eine andere sind gegebene Prozesse und/oder Hierarchien. Aber auch informelle Exposition spielt hier eine bedeutende Rolle.
Ein dazu passende Beispiel-Szenario gibt es im Blog: “Wie Reputation zu einer harten Währung werden kann“.
Eineinhalbtens
Nicht vergessen darf man dabei, dass es verschiedene “Kraft”-Felder gibt, auf denen man diese Grade erreichen und das insbesondere ein zu starkes Ungleichgewicht zu bedeutenden Fehleinschätzungen führen kann.
Die Felder sind beispielsweise:
- Technischer Umgang / technische Rüstkosten: Integration
- Sprachlicher Umgang / Verständnis von Gesten, Codes, Phrasen: Kommunikation
- Historischer Umgang / Erkennen und Einordnen von Mustern und Memen: Inszenierung
- Struktureller Umgang / Erkennen und Nutzen von Prozessen: Macht
- …
… und schließlich auch der Umgang mit (sozialen) Netzwerken:
Die Person im Netzwerk
Unabhängig davon, welchen Grad an Wirksamkeit eine Person in den verschiedenen “Kraft”-Feldern inne hat, hat sie mindestens eine Rolle innerhalb jeden Netzwerks, an dem sie teilnimmt. Diese Rollen müssen können stark oder schwach sein, sind also in ihrer Effektivität von der Position innerhalb des Netzwerks abhängig.
Daher nenne ich diese Positionen aus der klassischen Netzwerktheorie die “Positionsrolle”:
Einfluss & Empowerment
Mit diesen Gedanken geht der Begriff des expliziten und impliziten “Empowerments” einher: Unternehmen könnten Mitarbeiter, Kunden, Partner (…) explizit “empowern”, damit diese in den Netzwerken in denen sie aktiv sind, als angemessene Vertreter des Unternehmens erscheinen. Dabei sollte das implizite Empowerment der Mitarbeiter nicht missachtet und wo möglich in Einklang mit dem expliziten gebracht werden […].
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Gern in meiner Beratung :-)