Das 21. Jahrhundert hat mit einer Zäsur begonnen: Unsere Kultur hat sich durch und mit dem technologischen Wandel, der Vernetzung und Digitalisierung von Allem, dramatisch verändert. Mich treiben diese Entwicklungen und deren Folgen für Unternehmen, Familien und die Gesellschaft als Ganzes an.
Die Strategien des 21. Jahrhunderts müssen diesen Wandel berücksichtigen. In meiner Forschung analysiere ich den qualitativen und quantitativen Unterschied der Strategien auf dem Weg aus der Postmoderne heraus in eine neue Kulturepoche und in meiner Praxis helfe ich Unternehmen diesen Wandel zu integrieren.
Was ist dieser Unterschied?
Er ist zum Einen in Technologien und zum Anderen in unserer Lebensart zu finden. Beides ist für sich schon explosiv. Gemeinsam haben diese Entwicklungen das Potential, die Welt auf den Kopf zu stellen. Zum Guten oder zum Schlechten. Und in unserem speziellen Fall, sind beide nicht zu trennen.
Der kulturelle Wandel ändert, wie wir uns selbst begreifen. Als Individuen, als Gesellschaften. Worin wir unsere Identität finden und natürlich, wie wir kommunizieren. All das ändert die Geschichten, die wir uns erzählen und die Visionen, die wir teilen. Doch nicht nur die Art der Geschichten ändert sich, sondern auch ihr Rhythmus, ihre Dichte, ihre Strukturen. Die Rolle des Erzählers und die Identifizierung des Betrachters gegenüber der Geschichte.
Und damit ändern sich auch “kleine Dinge” wie Werbung, Marketing, Corporate Publishing und PR. Aber auch die interne Kommunikation von Unternehmen, die Organisation von Teams, der Zugriff auf Informationen und die Generierung von Wissen. Der Bezug und der Besitzanspruch, den Menschen gegenüber Daten haben… uvm.
Die Architektur von Macht?
Unser kultureller Wandel ändert aber mehr. Er ändert die Architektur von Macht und Aufmerksamkeit und damit auch Hierarchien, Prozesse und Strukturen in Unternehmen: Durch die Vernetzung von einfach Allem mit Jedem sind neue Netzwerke möglich: Informelle Netzwerke können David oder Goliath sein.
Damit werden alte Strategien und Strukturen nicht zwangsläufig abgelöst oder schlecht. Vielmehr werden sie ergänzt, beschleunigt oder auch verstärkt.
Das Netzwerk ist überall
“Netzwerken” selbst, ist kein Differenzierungsmerkmal mehr. Jeder kann es tun. Es kommt mehr denn je auf die Qualität der eigenen Netzwerke an, auf die Rolle, die man in diesen Netzwerken jeweils übernimmt.
Besonders aber auf die Königsdisziplinen:
- Die eigene Rolle und die von Anderen in einem Netzwerk sehen und verändern zu können.
- Die Macht, Netzwerke gedeihen oder vergehen lassen zu können.
- Strukturelle Löcher in Netzwerken, sehen, öffnen, offen lassen oder schließen zu können.
- Entscheiden zu können, ob man Mittler zwischen Netzwerken sein möchte, oder nicht.
Die Emergenz von Identität
Welchem Archetyp eine Unternehmensidentität entspricht, ist nicht unbedingt eine Management-Entscheidung. Die Identität eines Unternehmens entsteht im Netzwerk, sie ist das Ergebnis eines emergenten Prozesses.
Dieser Prozess spannt sich zwischen Steuerung des Unternehmens durch das Management, der Innenansicht der Mitarbeiter, der Historie eines Unternehmens, der Wahrnehmung des Unternehmens von Außen durch Dienstleister, Kunden, die Öffentlichkeit usw.
Sich seiner Identität bewusst zu sein, kann für das Unternehmen, wie auch seine Stakeholder, seine Kunden und die Öffentlichkeit von erheblichem strategischen Vorteil sein. Jede Form von kulturellem Wandel und damit auch die Inszenierung von Ereignissen in und um das Unternehmen, können effektiver, reibungsloser und passgenauer entworfen und realisiert werden, wenn es ein Bewusstsein um die Identität des Unternehmens gibt.
Der technologische Wandel
Hier wird der Unterschied zum 20. Jahrhundert am einfachsten deutlich. Die Technologien die das 21. Jahrhundert bestimmen werden, sind aus der Sicht des 20. pure Science Fiction, manchmal sogar Fantasy.
Diese Technologien sind zum Beispiel:
- Die Vernetzung & Digitalisierung von Allem
- Schnelles Internet via Mobilfunk
- Bluetooth Beacons, NFC, QR-Codes
- Digitalisierung von Produktion und Logistik
- 3D Druck
- Nano-Assembling / Nano-Robotik
- Gen-Technologie / Synthetische Biologie
- Autonome Systeme
- Digitalisierung von Entscheidungen
- Künstliche Intelligenz (z.B. IBMs Watson)
- Big Data
- Predictive Analytics / Prediction Markets
- Digitalisierung der Customer Journey
- Augmented Reality (z.B. Google Glass)
- Social Media
- Mobile Media
Die Fraktalität des Wandels
Aufgaben, die eine Gesellschaft als Ganzes zu lösen hat, haben Unternehmen im kleineren Maßstab ebenfalls zu lösen. Umgekehrt gilt dies genauso. Innerhalb von Unternehmen sind es dann die Fachabteilungen, die im kleineren Maßstab vor den Herausforderungen des Unternehmens selbst stehen. Bis schließlich die Mitarbeiter im Alltag wieder diesen Herausforderungen auf jeweils ihrem Level begegnen.
Empowerment als Designaufgabe
Es schließt sich der Kreis. Die Frage nach der Distribution von Kompetenz (und damit auch der von Macht) ist eine, die dem Archetyp der Identität eines Unternehmens entsprechen muss: Liegt die Kompetenz in der Hierarchie oder im Netzwerk?
Sind die “Knoten” (also Personen, Partner, Ideen, …) mächtiger oder die “Kanten” (also Strukturen, Prozesse, Regeln, Normen, …)? Welches Teilnetzwerk, welche Person kann bei welchem Thema eine Führungsrolle übernehmen?
Diese und viele weitere Fragen gilt es, nicht nur in eine strategische Balance zu bringen. Sondern auch noch die Balance-Situation auszuwählen, die das Unternehmen nicht bremst oder verweilen läßt, sondern beschleunigt. Dies verstehe ich als Designaufgabe, also als eine Aufgabe strategischer Ausgestaltung.